16 von 19 untersuchten EU-Staaten, darunter auch Deutschland, wollen den Handel mit illegal eingeschlagenem Holz EU-weit gesetzlich verbieten. So lautet jedenfalls das Ergebnis eines heute vom WWF veröffentlichten europaweiten Regierungsbarometers. Die Regierungen antworteten zum zweiten Mal auf einen Fragebogen des WWF zum Handel mit illegalem Holz. Bei der Erstauflage im April 2004 hatte sich die deutsche Regierung noch kritisch gegenüber eines EU-weiten Gesetzes geäußert. Der WWF freut sich über den Denkwandel in den deutschen Ministerien
Nina Griesshammer, Forstexpertin des WWF Deutschland: „Wenn der Handel mit Holz aus illegalem Raubbau endlich geahndet wird, können wir einen großen Beitrag zum Schutz der Wälder leisten.“ Zwar gelte illegaler Holzeinschlag in den Herkunftsländern grundsätzlich als Verbrechen, doch nach der Ausfuhr in ein anderes Land verliert das unrechtmäßig geschlagene Holz seinen illegalen Status. Griesshammer: „Man darf ungestraft mit Diebesgut handeln, wenn es von einem Land in ein anderes geschmuggelt wurde. Das ist staatlich tolerierte Hehlerei.“ Bislang sperrt sich die Europäische Kommission gegen eine entsprechende europaweite Gesetzgebung. Dabei würde die Kriminalisierung des Handels mit illegalem Holz nach Ansicht des WWF die Wirksamkeit anderer EU-Maßnahmen massiv erhöhen.
Deutschland ist laut WWF-Regierungsbarometer auf dem besten Weg zum Klassenprimus: Gegenüber April hat sich die Bundesrepublik von sieben auf nun elf von 18 möglichen Punkten verbessert. Vor den Deutschen liegt lediglich England mit 13 Punkten. Nina Griesshammer: „Elf Punkte und ein zweiter Platz sind gut, aber die deutsche Regierung darf sich trotz des ordentlichen Abschneidens in der theoretischen Prüfung nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Sie muss auch die praktische Prüfung bestehen, wenn sie sich die noch fehlenden sieben Punkte verdienen will.“ Der WWF kritisiert insbesondere die deutsche Beschaffungspolitik, bei der Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander klaffen. So will die Bundesregierung zwar bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2006 ihren Gesamtbedarf an Holz- und Papierprodukten aus FSC-zertifizierten Quellen decken. Bisher streiten sich die Ministerien aber immer noch über die Umsetzung dieser Vereinbarung aus dem rot-grünen Koalitionsvertrag von 2002.
Nach Einschätzung des WWF stammt bislang nur ein Bruchteil der Holz- und Papierprodukte aus nachhaltiger Waldwirtschaft.
Nicht nur die Bundesrepublik tut sich im Kampf gegen illegales Holz schwer: In fast allen anderen EU-Staaten sieht die Lage noch schlechter aus. Österreich, Estland, Griechenland, Ungarn, Italien, Litauen, die Niederlande, Polen, Portugal, die Slowakei, Spanien und Tschechien erreichten nur ein Drittel der möglichen Punkte. Positiv bewertet der WWF, dass sich viele der neuen EU-Staaten in Osteuropa bereits an dem Regierungsbarometer beteiligten und sich gegen illegalen Holzeinschlag im eigenen Land aussprachen. Dennoch zieht Griesshammer folgendes Fazit: „Keines der Länder trifft ausreichende Maßnahmen gegen den illegalen Holzhandel. Deshalb muss die Europäische Kommission die Initiative ergreifen und ihn per Gesetz europaweit unter Strafe stellen.“
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